Das Ehrenamt – der Kitt unserer Gesellschaft
Das Ehrenamt – der Kitt unserer Gesellschaft

Das Ehrenamt – der Kitt unserer Gesellschaft

Das Ehrenamt – der Kitt unserer Gesellschaft

Echte Heldinnen und Helden unserer Gesellschaft sitzen an einem Freitagabend wie gestern bei Grünkohl und Bier in einem Gemeindehaus auf dem Dorf und wohnen der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr bei.

Ich bin immer wieder aufs Neue beschämt. Weil das für uns alle so selbstverständlich ist, dass Menschen sich freiwillig verpflichten, anderen zu helfen und dafür in Bereitschaft für das Signal gewappnet zu sein, das sie zum Einsatz ruft. Ganz egal, wo man sich da befindet, ob im Melkstand, bei der Arbeit, mit der Familie im Feierabend – die Männer und Frauen der Freiwilligen Feuerwehren in unserem Land riskieren ihre Gesundheit, manchmal leider auch ihre Leben, um uns alle vor großem oder noch größerem Schaden zu bewahren.

Dafür werden sie aus- und weitergebildet, dafür setzen sie sich ein – oft über 50 lange Jahre im aktiven Dienst. Sie werden dann geehrt, vom Land, der Gemeinde, ihren Kameradinnen und Kameraden, man überreicht ihnen Urkunden, Anstecknadeln, Geschenkkörbe und Gutscheine – und doch wird all das letztlich nicht dem gerecht, was sie für uns alle leisten und wofür sie stehen.

Retten. Löschen. Bergen. Und Schützen.

Verkehrsunfälle, Personensuchen, Einsätze bei Veranstaltungen, hier bei uns im Norden zum Beispiel beim W:O:A Wacken Open Air oder beim Deichschutz, Einsätze bei und nach Unwettern, Bränden, in überfluteten Kellern, bei großen Schneemengen – Retten, Löschen, Bergen und Schützen – das sind die wichtigsten Aufgaben der Freiwilligen Feuerwehr.

Und wir alle verlassen uns genau darauf – dass die Feuerwehr kommt, wenn es brennt.

Die Feuerwehrleute bekommen keinen Cent dafür. Sie tun das aus Überzeugung, aus Idealismus, aus Pflichtgefühl der Gesellschaft gegenüber. Und kämpfen nicht selten genug mit praxisfernen Vorschriften, amtlichen Verordnungen und – immer öfter und absolut unbegreiflich – mit denen, denen sie im Ernstfall helfen würden: Mit Zivilisten, von denen sie attackiert werden – verbal und körperlich -, die ihnen ihre Arbeit erschweren, die ihnen förmlich ins Gesicht spucken, anstatt ihnen Respekt und Achtung zu zollen.

„Jeder zweite ehrenamtliche Feuerwehrangehörige hat bei Einsätzen in den vergangenen Jahren Gewalt erlebt. Das geht aus einer Umfrage hervor. Meist handelte es sich um verbale Angriffe, es gab aber auch Tätlichkeiten“, schreibt die Tagesschau am 28.12.2023.

Reden wir doch mehr über diejenigen, die es wert sind.

Wenn es nach mir ginge, würden wir alle viel öfter über solche Menschen sprechen und schreiben und ihre Arbeit ins Licht rücken, anstatt uns an Leuten wie denen von der #afd abzuarbeiten, die nichts tun für das Gemeinwohl und den Staat und stattdessen unsere Demokratie sabotieren, wo immer das geht. Ich würde viel lieber Menschen groß und größer schreiben wie diejenigen, an deren Sitzung ich gestern Abend teilgenommen habe. Weil dadurch die anderen so klein würden, wie es ihnen auch gebührt.

„Darauf ein dreifaches Gut-Wehr“, so sagen es die Männer und Frauen von der Feuerwehr, wenn sie einander ehren.

Ich habe mich heute Abend geehrt gefühlt, dabei gewesen sein zu dürfen.

Foto: Canva