Ein Abschiedswort.
Ein Abschiedswort.

Ein Abschiedswort.

Und ein Dankeschön!

Eine mächtige Flamme entsteht aus einem winzigen Funken.

Dante Alighieri

In über 30 Berufsjahren sind mir viele Menschen begegnet, darunter einige Chefs, Führungsfiguren, die mal mehr und mal weniger führen konnten in einem Sinne vorbildhafter Mitarbeiterführung bzw. Unternehmensführung. Die für mich eindrücklichste und wichtigstes berufliche Station war die acs Wassermann Unternehmensberatung in München (später: Wassermann Unternehmensberatung AG, noch später Swisslog AG.)

Das war, nach meiner Ausbildung bei der TRAUB AG, einem urschwäbischen Maschinenbauunternehmen, ein großer Schritt nach München und in eine Unternehmensberatung. Und ich werde nie vergessen, dass ich an einem der heißesten Tage des Jahres 1992, ich war 26 Jahre alt, nach München ins sog. Assessment Center, einer knapp halbstündigen Feuertaufe, eingeladen wurde, um mich vor versammelter Mannschaft zu präsentieren und zu beweisen.

Es folgte eine aufregende Zeit des Lernens, meiner persönlichen Entwicklung und im Grunde habe ich in vielen Seminaren en passant während meiner Arbeit ein (kleines) Betriebswirtschaftsstudium absolviert.

Otto Wassermann, der namensgebende Geschäftsführende Gesellschafter, zählte damals zu den führenden deutschen Logistikern und Unternehmensberatern. Und ich verdanke ihm und meiner Arbeit für ihn bzw. mit ihm sehr viel. Und schließlich haben wir „gemeinsam“ ein Buch geschrieben. Otto Wassermann diktierte, ich tippte und lieferte einen Großteil der Grafiken, was mir den Spitznamen „Miss Pagemaker“ einbrachte. (Pagemaker gehörte zu den ersten professionellen DTP-Programmen.)

„Das intelligente Unternehmen – mit den Stärken des Westens gewinnen“, war ein Appell an die Kreativität deutscher Unternehmensführer und -führerinnen und wollte Methoden aufzeigen, die Unternehmen stärker und erfolgreicher auf die Herausforderungen fernöstlicher Konkurrenz reagieren ließen.

Ein paar Jahre später trennten sich unsere Wege. Ich hatte berufliche Stationen bei einem Automobilzulieferer und bei einem Multimedia-StartUp hinter mir und war bei Roland Berger angekommen, als Otto Wassermann und ich uns noch einmal begegneten. Er war da zu neuen Ufern aufgebrochen und vielleicht – so der Ansatz – könnte sich daraus für mich eine Aufgabe entwickeln.

Daraus ist nichts geworden. Und so blieb für mich, immer mal wieder im Netz zu schauen, ob und was es Neues gibt aus München. Mich mit ehemaligen Kollegen auszutauschen und zu sehen, was aus ihnen über all die Jahre geworden ist.

Gestern Abend dann bin ich der Zeitungsanzeige begegnet, die mich hier Abschied nehmen lässt. Der als Mensch und als Unternehmensgründer für mich interessanteste, visionärste und in seinen Zielen überzeugendste Chef ist 1937 geboren und am 26. April 2023 verstorben.


Lieber Herr Wassermann,

ich danke Ihnen von Herzen für die gute „Schule“, durch die ich bei Ihnen gegangen bin. Wenngleich ich Lehrgeld zu zahlen hatte, so haben Sie in meinem Berufsleben als Persönlichkeit und Kraft Ihrer Ideen, Ihres Ehrgeizes und Ihrer natürlichen Autorität, ja Ihres unbestreitbaren Charismas die Messlatte für Nachfolgende sehr hoch gelegt. Ich bin Ihnen bis heute dankbar für alles, was ich lernen durfte und auch dafür, dass Sie großes Vertrauen in mich gesetzt haben und mich „machen“ ließen an einer Stelle im Unternehmen, die von großer Bedeutung ist: Dem direkten Kontakt mit unseren Kunden, allesamt Führungspersönlichkeiten der Unternehmen, die wir beraten haben.

Nun bin ich traurig. Und fühle mit Ihrer Familie, mit Ihren Kindern und Ihren Lieben. Und gleichzeitig bin ich dem Leben dafür dankbar, dass ich Ihnen begegnet bin.

Ihre
Heike Pohl


Titelfoto: Canva, Premium

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